DIE NOSTALGISCHE GRAUBÜNDEN RUNDFAHRT

ZERNEZ-SUSCH-FLÜELAPASS-DAVOS PLATZ-FILISUR

Zuerst führt die Reise vom Tor des Nationalparks Zernez nach Susch. Von hier aus kämpft sich das PostAuto hinauf auf den 2`338 Meter hohen Flüelapass. Ohne viel Zeit zu verlieren geht die Reise hinunter nach Davos. Beim Bahnhof Davos Platz wartet bereits eine historische Zugskomposition aus den 1920er-Jahren auf die Fahrgäste. Gezogen werden die zwei 3. Klass-Wagen, der offene Aussichtswagen sowie ein feudaler 1. Klass-Wagen von dem braunen Kult RhB Krokodil Ge 6/6 414 / 415. Mit diesem tuckert man gemütlich durch eine wunderschöne Landschaft hinunter nach Filisur. 

Abfahrt in Zernez des Regionalzugs nach Scuol
Abfahrt in Zernez des Regionalzugs nach Scuol

910 / 960, Zernez-Susch

Diese herrliche Reise nimmt ihren Anfang am Bahnhof Zernez. Das Tor zum Nationalpark ist Ausgangspunkt von wunderschönen Linien, wie über den Ofenpass nach Mals/Malles (90.811) oder ins zollfreie Livigno (90.815). Bis 2019 startete von hier auch die PostAuto Kurse über den Flüelapass nach Davos. Seither muss man für die gut sechs Kilometer lange Strecke auf die Rhätische Bahn umsteigen. Dessen Trasse schmiegt sich durch die Innschlucht bis nach sieben Minuten bereits der Bahnhof Susch in Sicht ist.  

Seit 2020 beginnt die Linie 311 erst in Susch und nicht mehr in Zernez
Seit 2020 beginnt die Linie 311 erst in Susch und nicht mehr in Zernez

90.331, Susch-Flüelapass-Davos Platz 

Auf dem Bahnhofsplatz von Susch, welcher nur über eine einspurige schmale Zufahrtsstrasse erreichbar ist, startet seit 2020 die PostAuto Linie 331. Der Fahrplan sieht in der Sommersaison täglich vier Kurse nach Davos vor. Dazu kommen drei Zubringer Kurse auf der Strecke Davos-Flüelapass. Nachdem die Gäste von den RhB-Zugskompositionen umgestiegen sind, kann die knapp einstündige Reise in Richtung Davos beginnen.

Das PostAuto bei der Dorfausfahrt in Susch
Das PostAuto bei der Dorfausfahrt in Susch

Das Fahrzeug der Post schleicht sich wie der gesamte Verkehr durch den engen, einspurigen Dorfkern.  Mitten im Dorf befindet sich dann auch die Abzweigung zum Flüelapass. Nun biegt das Fahrzeug der Post auf die Passtrasse ab. Diese fängt auch gleich an zu steigen, denn bis zur Passhöhe müssen fast 1`000 Höhenmeter überwunden werden. Nach der Überquerung des Susasca-Flusses windet sich die Strasse am Fusse des Piz Murtera entlang. Nun folgt ein Abschnitt mit mehreren Haarnadelkurven.

Zwei baugleiche Setra S 415 H kreuzen kurz vor dem Haarnadelnkurven-Abschnitt
Zwei baugleiche Setra S 415 H kreuzen kurz vor dem Haarnadelnkurven-Abschnitt

Dies ist eine der wenigen stellen, wo ein Kreuzen mit dem Gegenverkehr nicht möglich ist. Denn der Flüelapass wurde in Vergangenheit stark ausgebaut. Bis zur Inbetriebnahme des Autoverlads durch den 1999 eröffneten Vereina Eisenbahntunnel  war der Alpenübergang die schnellste Verbindung zwischen dem Rheintal und dem Engadin. Seither verlor er etwas an Bedeutung und ist nicht mehr das ganze Jahr über geöffnet. Nichts desto trotz ist im Sommer immer noch mit erheblichem Verkehrsaufkommen zu rechnen. 

Ein Setra S 415 H passiert soeben den Schwarzsee an einem der letzten Saisontage 2017
Ein Setra S 415 H passiert soeben den Schwarzsee an einem der letzten Saisontage 2017

Die Strasse sucht sich nun ihren Weg via Röven nach Chantsura. Unterwegs zieht eine recht karge, jedoch wunderschöne Landschaft am Fenster vorbei. Eingebettet zwischen dem Flüela Schwarzhorn und dem Wiishorn gelangt das PostAuto in Richtung Passhöhe. Hier oben befindet sich auch die Wasserscheide zwischen dem Schwarzenmeer und der Nordsee. Währenddem der kleine Schwarzsee in Fahrtrichtung rechts in den Inn und später in die Donau fliesst, gelangt das Wasser des Schottensees über das Landwasser in den Rhein. 

Kurze Verschnaufspause auf dem Flüela
Kurze Verschnaufspause auf dem Flüela

Nach knapp 40 Minuten ist dann das Flüela Ospiz erreicht. Hier befindet sich ein kleiner Kiosk sowie ein Restaurant. Je nach Verkehr macht das PostAuto hier oben eine kurze Pause. So kann man schnell aussteigen, um die einmalige Bergkulisse bewundern zu können. Sobald wieder alle an Bord sind, kann die Talfahrt in Angriff genommen werden. Auf dieser Seite vom Pass werden seit dem neuen Fahrplankonzept drei zusätzliche Kurse angeboten, welche nur zwischen der Passhöhe und Davos verkehren. Betrieben wird die Linie von dem Regie Betrieb Davos. Aber zurück zur Reise, diese führt nun hinunter zum Wägerhus. 

Das PostAuto durchfährt die karge Landschaft vom Flüela
Das PostAuto durchfährt die karge Landschaft vom Flüela

Hier verlassen bei schönem Wetter viele Wanderer den Linienbus. Denn die Haltestelle Wägerhus ist Ausgangspunkt zu einer wunderschönen Rundwanderung hinauf zu den Jöriseen. Die hellgrünen Seen inmitten einer kargen Berglandschaft sind auf jeden Fall eine Reise wert! Ohne viel Zeit zu verlieren schlängelt sich das PostAuto am Flüelabach entlang. Immer wieder muss die Höhendifferenz mit Haarnadelkurven überwunden werden. Eine erste Fahrstrasse über den Flüela wurde übrigens 1867 gebaut. Anschliessend entwickelte sich ein reger Postkutschen Verkehr. 

Ein Iris Crossway kurz vor der Haltestelle Tschuggen
Ein Iris Crossway kurz vor der Haltestelle Tschuggen

Noch heute fährt  in den Sommermonaten immer Dienstags eine historische 6-spännige Postkutsche von Davos-Platz zum Flüela Hospiz und zurück. Mit dem Passieren der Haltestelle Davos Tschuggen und dem gleichnamigen Gasthaus verändert sich die Umgebung. Die karge Berglandschaft vom Flüela wird nun hinter einem gelassen und man fährt in den Wald ein. Nun braust der Linienbus an der Talstation der Pischa-Seilbahn vorbei, welche übrigens nur während der Wintersaison in Betrieb ist. Kurze Zeit später fährt man bereits in Davos ein. 

Kurzer Halt beim Bahnhof Dorf
Kurzer Halt beim Bahnhof Dorf

Vorbei am Schweizerischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung, kurz SLF, sucht sich das PostAuto den Weg zum Bahnhof Davos Dorf. Denn der Tourismusort verfügt über zwei Bahnhöfe. Der Grund dafür liegt in der Geschichte. Beim Bau der Eisenbahnlinie Landquart-Davos 1890 konnten sich die beiden Kurorte Davos Dorf und Davos Platz nicht auf einen zentralen Bahnhof einigen. So wurden kurzerhand zwei Haltestellen in geringem Abstand voneinander errichtet. Beim Bahnhof Davos Dorf verlassen dann auch die meisten Fahrgäste den Bus. 

Auf dem Bahnhofsplatz von Davos Platz endet die Reise
Auf dem Bahnhofsplatz von Davos Platz endet die Reise

Diese nützen die schlanken Anschlüsse an die Züge der RhB nach Landquart (910) sowie auf die diversen Ortsbuslinien. Für das Fahrzeug der Post geht es ohne viel Zeit zu verlieren weiter. Der Chauffeur zwängt sich nun durch den dichten Ortsverkehr vom langgezogenen Davos. Auf Halte wird konsequent verzichtet, denn hierfür sind die Ortsbuslinien zuständig. Vorbei am Hockeystadion des legendären HCD gelangt der Linienbus wenig später zum Bahnhof Davos Platz. Hier ist endgültig Schluss und es heisst alles aussteigen. 

Das RhB Krokodil 414 wartet an diesem wunderschönen Sommermorgen auf die Fahrgäste
Das RhB Krokodil 414 wartet an diesem wunderschönen Sommermorgen auf die Fahrgäste

915, Davos Platz-Filisur 

Davos Platz ist Ausgangspunkt der RhB Linien nach Klosters-Landquart (910) sowie nach Filisur (915). Dabei spielt die zweite Strecke in Richtung Albula weitaus die kleinere Rolle als die Hauptlinie ins Prättigau. Dadurch kommen im Regelbetrieb auch nur kleine Zugseinheiten, wie seit einigen Jahren eine Alegra-Komposition, zum Einsatz. Eine Ausnahme machen hier die Kurse 1815_1822 und 1835_1842. Diese werden seit 2017 im Sommer mit historischem Rollmaterial geführt, und das mit grossem Erfolg.

Einfahrt in Davos Frauenkirch
Einfahrt in Davos Frauenkirch

So zieht das braune RhB Krokodil mit Baujahr 1929 alle Blicke auf sich. Sobald alle Fahrgäste eingestiegen sind, kann die Reise losgehen. Mit einem sanften Ruck setzt sich die historische Zugskomposition in Bewegung. So wird Davos hinter einem gelassen und die Strecke überquert wenig später das erste mal das Landwasser. Nun tuckert der Zug parallel zum Fluss in Richtung Süden. Der erste Halt befindet sich in Frauenkirch, sofern dieser verlangt wird. Solche Fahrten mit historischem Rollmaterial im normalen Kursbetrieb sind einzigartig. 

Das Krokodil unterwegs nach Davos Monstein
Das Krokodil unterwegs nach Davos Monstein

Auch wenn der Betrieb nicht kostendeckend ist, setzt sich die RhB damit für den Erhalt und den Betrieb ihres historischen Erbes ein. Zurück zur Reise. In Glaris wird das Landwasser mit einer weiteren Brücke überquert. Anschliessend wird das Tal zunehmend enger, bevor der Zug nach Davos Monstein in die wilde Zügenschlucht einfährt. Hier führt das Eisenbahntrasse über mehrere wunderschöne Kunstbauten, welche diese Linie so einzigartig machen. Der Abschnitt Davos-Filisur wurde übriges relativ spät realisiert. 

Ein normaler Kurszug überfährt gerade das imposante Wiesner Viadukt
Ein normaler Kurszug überfährt gerade das imposante Wiesner Viadukt

Nachdem der Kanton die Scalettabahn durch das Dischma-Hochtal nach S-chanf verwarf, suchte der aufstrebende Kurort Davos den Anschluss an die 1903 eröffnete Albulalinie. So wurde die 9 Kilometer lange Bahnlinie, welche durch 14 Tunnels und über insgesamt 30 Brücken führt, nach dreijähriger Bauzeit am 1. Juli 1909 eröffnet. Nach der Station Wiesen folgt dann das spektakulärste Bauwerk der Strecke, das Wiesener Viadukt. Mit einer Länge von 210 Metern und einer Höhe von 89 Meter ist es die höchste Brücke der RhB. 

Geschafft, das wunderschöne Krokodil hat an diesem herrlichen Sommertag Filisur erreicht
Geschafft, das wunderschöne Krokodil hat an diesem herrlichen Sommertag Filisur erreicht

Nun sucht sich das Eisenbahntrasse seinen Weg am linken Berghang entlang. Das Landwasser fliesst mittlerweile weit unten im Tal. Kurze Zeit später fährt der Zug am Bahnhof von Filisur ein. Weil sich die Züge von der Albula-Strecke her kreuzen, bestehen schlanke Anschlüsse in Richtung Chur sowie nach Samedan - (Zernez). Die Krokodil-Lokomotive mit der offiziellen Bezeichnung Ge 6/6, wird nun abgekuppelt und fährt über das Rangiergeleis ans Zugsende. Nach dem Abwarten der Albula-Züge verkehrt die einzigartige Komposition dann wieder zurück nach Davos.

anschlusslinie

Von Filisur kann man mit dem RegioExpress über die spektakuläre und zum UNESCO Welterbe gehörenden Albula-Strecke nach Samedan reisen (940). Dort besteht Anschluss an die RhB Züge, die einem zurück nach Zernez bringen (960). So ergibt sich eine herrliche, nicht alltägliche Rundreise voller Abwechslung. 


Last Update: 10.07.2024
Zuletzt gereist: 10.07.2024